Arbeiten nach montessoripädagogischen Ansätzen
Die Südend-Grundschule ist keine klassische Montessori-Schule. Wir arbeiten mit Schulbüchern, es gibt keine Jahrgangsmischung und es gibt Noten ab Ende Klasse 2.
Die Hälfte unserer Klassen arbeitet nach montessoripädagogischen Ansätzen. D.h., dass die Klassenleitung in der Regel das Montessori-Diplom hat und folgende Schwerpunkte umsetzt:
Unsere montessoripädagogischen Ansätze:
• Montessori-Lehrkräfte haben ein Montessori-Diplom als Zusatzausbildung
• Die Lehrerrolle basiert auf viel Beobachtung der Kinder, um sie in Ihrer Ganzheit wahrzunehmen.
• Das wichtigste Prinzip ist, die Kinder nach ihren Möglichkeiten zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zu führen. ( „Hilf mir es selbst zu tun“)
• Fehler als Anlässe zum Weiterlernen sehen.
• Einführung eines Themas wird anschaulich mit Material unterstützt.(„Von der Hand in den Verstand“)
• Vorbereitete Umgebung
• Je nach Rahmenbedingungen wie Stundenplan, Klassenstärke, Klassensituation, … gibt es die Möglichkeit, am Montessorimaterial zu arbeiten.
• Beim Lernen und Arbeiten gibt es klare Verhaltens- und Arbeitsregeln.
• Freie Auswahl von Material bedeutet nicht Beliebigkeit (Kinder dürfen machen was sie wollen), sondern erfordert von den Kindern Konzentration und Selbstdisziplin.
• Achtsamkeit und Rücksicht sind wichtig für die Lernatmosphäre.
• Die schulischen Rahmenbedingungen sind dieselben wie in den Regelklassen. (Anzahl der Kinder, der Lehrkräfte, der Stunden,...)
Ein Überblick über die legendäre Ärztin und Pädagogin
Vor 100 Jahren eröffnete Maria Montessori in Rom ihre erste Casa die Bambini in einem Viertel, das heute als "sozialer Brennpunkt" bezeichnet würde.
Als damals schon bekannte Ärztin, die Erfahrungen im Umgang mit Kindern und nicht zuletzt behinderten Kindern hatte, übernahm sie die Aufgabe, sich um die Einrichtung dieses Kinderhauses zu kümmern.
Dies sollte der Beginn einer weltweiten Montessori-Bewegung werden. Hier entwickelte sie ihr berühmtes Arbeitsmaterial, mit dem sie durchschlagenden Erfolg hatte und auch psychisch kranke Kinder große Erfolge im Lesen und Schreiben erzielten.
Im Mittelpunkt ihres Konzeptes steht das "befreite Kind". Maria Montessori war überzeugt, dass Erwachsene viel zu häufig und viel zu schnell in die natürliche Entwicklung eingriffen und dass jedes Kind seine Erfahrungen selbst machen müsse.
So richtete sie zum Beispiel das Kinderhaus mit kindgerechten Möbeln ein, damit die Kinder bei Alltagsfertigkeiten nicht überfordert waren. Sie forderte von den Kindern, Aufgaben zu erledigen, Disziplin zu zeigen und förderte sie darin, sich zu konzentrieren.
Sie stellte fest, je höher eine emotionale Beteiligung des Kindes vorhanden war, desto besser war die Konzentration und desto größer war auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Gelernte auch dauerhaft im Gehirn abgespeichert wird. Interesse ist grundlegend für das leichte Lernen. In dieser sogenannten "Polarisation der Aufmerksamkeit" sieht Montessori den Schlüssel zum kindlichen Lernen jenseits festgelegter Stundenpläne.
Wenn möglich sollte das Lernen mit allen Sinnen geschehen.
Viele Elemente, die in Maria Montessoris Entwicklungs- und Lerntheorie bereits angelegt sind, wurden mittlerweile von der modernen Hirnforschung bestätigt.
"Hilf mir, es selbst zu tun!" ist eines ihrer berühmtesten Zitate. Der Erzieher solle unnötige Hilfen vermeiden und sich weitgehend zurücknehmen. Dem Kind liege ein "innerer Bauplan" zu Grunde, der den natürlichen Antrieb zur Selbsttätigkeit und zur Unabhängigkeit darstelle und der Motor allen Lernens sei.
Montessori hat in diesem inneren Bauplan "sensitive Phasen" festgestellt. Dies bedeutet, dass jeder Mensch zu verschiedenen Zeiten besonderes Interesse an besonderen Dingen hat und diese auch auffallend leicht erlernt, die ihm später vielleicht schwerer zugänglich sind. (Sprache, Laufen lernen, Schreiben...)
Selbstständigkeit durch Selbsttätigkeit betont Maria Montessori grundlegend. Daraus entwickele sich das Selbstbewusstsein unserer Kinder.
Das zieht natürlich auch eine neue Rolle des Erziehers mit sich. Maria Montessori spricht davon, dass der Erzieher Teil der Umgebung werden soll, der sich zurücknimmt und als "Diener des Geistes" bereit stellt, was das Kind interessieren und die "Polarisation der Aufmerksamkeit" erwecken könnte, bereit steht, Fragen zu beantworten und nötige Hilfestellungen zu geben, damit das Kind selbst tätig werden kann.
Dies darf aber nicht mit Vernachlässigung verwechselt werden. Der Erzieher ist vielmehr Bereiter des Weges, aufmerksamer Beobachter, der die vorbereitete Umgebung, also das Klassenzimmer, richtet, der Neugier weckt und dem kindlichen Forschergeist Antworten und Lösungswege bereit stellt.
Wir versuchen, jedes Kind dort abzuholen, wo es steht, egal ob es aufzuarbeiten gilt oder zu erkennen, dass sich ein Kind schon in fortgeschrittenen Bereichen bewegt.
Konkret für den Unterricht heißt das, dass wir den Kindern in täglichen "freien Arbeitsphasen" freie Wahl lassen in:
- Lerngegenstand (Was und Wie?)
- Lerntempo (Wie schnell schreite ich fort?)
- Lerndauer (Wie lange?)
- Schwierigkeitsgrad (Was kann ich schon?)
- Lernpartner (Mit wem?)
- Lernort (Wo im Raum?)
Dabei liegt die Betonung auf freie ARBEIT. Das vorhandene Material beschäftigt sich selbstverständlich mit den behandelten Unterrichtsgegenständen und darüber hinaus.
Meist hat das Material eine Selbstkontrolle, so dass die Kinder unabhängig vom Lehrer arbeiten können.
Wochenpläne mit einem Pflichtteil geben den Kindern Orientierung und uns Lehrern die Sicherheit, dass grundlegende Lerninhalte bearbeitet werden.
Wir möchten ihr Kind im Rahmen der Möglichkeiten eines staatlichen Bildungsplanes dabei begleiten, sich der Welt der Sprache, der Mathematik und vieles mehr selbst zu erarbeiten.
Text teilweise entnommen aus:
Maria Montessori: Die Entdeckung des Kindes, Herder Verlag, 1998
Die Zeit. Zeit Geschichte, Leben lernen, Nr.1 2007